Archiv für den Monat November 2010

Tieeef durchatmen

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An sich bin ich ja ein sehr geduldiger Mensch. Sonst hätte ich in meinem Beruf ja auch ein Problem. Aber manchmal, da könnte ich… grrrrr… also, da könnte ich die Schüler an die Wand klatschen. Nicht wirklich, denn das gibt hässliche Flecken, aber in Gedanken – ja, da werfe ich hin und wieder schon mal einen… oder mehrere.

Um diese Gedanken ein wenig zu veranschaulichen, folgt nun eine kleine Episode, die sich so vorigen Freitag zutrug:

Ich sprang für einen Kollegen als Aufsicht für eine Englisch-Schulaufgabe (5. Klasse) ein. Der Kollege gab der Klasse vorher eine klare Anweisung, dass während der Schulaufgabe nur 5 Fragen – egal welche – erlaubt seien. Sie sollten sich also gut überlegen, was sie fragen.

In den ersten zehn Minuten waren offenbar alle Schülerchen so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie das Fragen vergaßen. Doch dann ging es los:

Frage 1: „Darf ich was trinken?“ – Ich: „Ja.“
Frage 2: „Ich  verstehe den Text nicht. Können Sie ihn mir erklären?“ – Ich (etwas irritiert ob des seltsamen Anliegens): „Nein, sorry!“
Frage 3: „Wenn man was falsch hat, gibt es dann Punktabzug?“ – Ich (noch mehr irritiert, weil die Frage so absurd war): „Ja, klar!“

An dieser Stelle erinnerte ich die Klasse, dass sie nur noch zwei Fragen stellen dürften. Nach einer Weile:

Frage 4: „Wenn man was falsch hat, gibt es dann Punktabzug?“ – Allmählich begann ich in Gedanken schon wieder, besagtem Schüler den Hals umzudrehen. Als Antwort verwies ich auf Frage Nr. 3.

Kurz darauf meldete sich ein Schüler. Ich sagte: „Das ist die letzte Frage. Bist du sicher, dass sie wichtig ist?“ – Der Schüler: „Ja. Kann ich aufs Klo?“

Einerseits muss man ja froh sein, wenn die Schüler an der Arbeit nichts auszusetzen haben, sondern nur ihre tiefsten Bedürfnisse und Wünsche stillen möchten. Aber andererseits frage ich mich (das ist dann Frage Nr. 6, die aber wirklich wirklich wichtig ist): Warum denken Schüler nur oberflächlich und können Wichtiges nicht von Unwichtigem unterscheiden? Das würde uns die Arbeit sehr erleichtern. Und unsere Geduld würde nicht immer bis an die Grenzen gebracht werden.

Stolper – und weg!

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Eigentlich ist es total peinlich, mein Malheur zu posten. Aber da es sonst nichts Wesentliches zu berichten gibt und ich jetzt ohnehin eine einwöchige Tipp-Zwangspause einlegen musste, mache ich es dennoch.

Es geschah vorgestern vor einer Woche. Ich kam aus dem Supermarkt, die Kleinkram-Einkäufe in der Shoppingtasche verstaut und die unhandlicheren Sachen in der Hand. Es waren nur ein paar Meter bis zum Auto. Es war ein sonniger Herbstnachmittag. Der Wind wirbelte die Blätter fröhlich munter umher und ich betrachtete fasziniert das Farbenspiel – bis ich … jessas, die Bordsteinkante … plötzlich von der Schwerkraft eiskalt erwischt wurde. Ich stolperte und konnte mich nicht mehr halten. Ehe ich mich versah, lag ich da, auf dem Asphalt. Die Einkäufe waren irgendwo um mich verstreut. Schlimmer als Schmerz und Erschrecken war jedoch das Schamgefühl. Oh, wie peinlich! Hoffentlich hat mich niemand gesehen. Also rappelte ich mich schnell wieder auf, sammelte meine Habe ein und humpelte zum Auto. Dort angekommen, inspizierte ich erst einmal meine Verletzungen und sah, dass es mich ordentlich erwischt hatte:

Die Handfläche rechts war aufgeschürft und blutete. Und obwohl von Kleidung (Jeans und Shirt) bedeckt, waren auch der linke Ellenbogen und das linke Knie aufgeschrammt und großflächig blau. Und das brannte wie verrückt! Meine linke Schulter muss ich mir wohl geprellt haben, sie schmerzte sehr. Aber es nutzte nichts: Ich fuhr dann einarmig und einbeinig nach Hause und leckte dort meine Wunden. Am nächsten Tag jedoch hielt ich es dann doch für besser, den ärztlichen Notdienst aufzusuchen, da sich ein roter Streifen von der verletzten Handfläche aus den Weg in Richtung Ellenbogen bahnte. Da ich das früher schon zweimal hatte, wusste ich, dass man damit nicht spaßen darf. Eine Lymphangitis führt unbehandelt zur Blutvergiftung – und das muss ja nicht sein. Also habe ich nun eine Woche lang brav Antibiotikum geschluckt. Inzwischen sind meine Verletzungen recht gut verheilt und ich kann wieder tippen und schreiben.

Aber peinlich war’s trotzdem, wie so’n Blindfuchs durch die Gegend zu stolpern. Doof.